Niemals stehen bleiben

    Apotheke Gränichen AG – Das junge Unternehmerpaar Sara und Lukas Korner behauptet sich in der dynamischen Gesundheitsbranche mit innovativen und weitsichtigen Geschäftsmodellen und verbindet clever Dienstleistungen mit alter Apotheker-Tradition.

    (Bilder: CR) Mit dem neuen Labor haben sich Dr. Sara und Lukas Korner-Wyss ein innovatives Standbein aufgebaut.

    Die Apotheke Gränichen ist eine von 1‘800 Apotheken in der Schweiz, die in den letzten Monaten einen riesigen Einsatz geleistet haben, um die medizinische Grundversorgung aufrechtzuerhalten und Hausärzte und Spitäler zu entlasten. Dazu gehört auch die Apotheke Gränichen AG im aargauischen Wynental. Dr. Sara und Lukas Korner-Wyss führen den Betrieb seit neun Jahren mit viel Herzblut und Eigenmotivation. Das Ehepaar teilt die Leidenschaft zur Pharmazie und hat in den ersten Jahren mit einer 100-Stunden-Woche viel Zeit und Energie in den Aufbau des Geschäftes investiert. Dabei orientieren sie sich an Werten und Leitplanken wie Qualität, Innovation, Nachhaltigkeit, Unabhängigkeit, Regionalität, Ganzheitlichkeit, Kompetenz und Effizienz. Dabei ist ihnen wichtig, dass auch ihre Mitarbeitenden sich mit dieser Firmenphilosophie identifizieren können. «80 Prozent des Umsatzes machen wir mit Rezepten», so Lukas Korner. Homöopathische Arzneimittel gehören genauso zum Sortiment wie rezeptpflichte Medikamente.

    Ein wichtiges Standbein sind zudem Dienstleistungen wie Beratungen zu speziellen Themen oder Aktionen. Ein grosses Herstellungslabor – das Steckenpferd der jungen Chefin – ist ein weiterer zentraler Geschäftsbereich (siehe Nebenartikel unten). «Damit haben wir uns in einer Nische gut positioniert», betont Sara Korner. Ein wahrer Schatz an Medikamenten und Heilmitteln birgt das Lager, das um einiges grösser ist als bei herkömmlichen Apotheken. «Wir haben das Lager kürzlich vergrössert. Damit setzen wir auf eine effiziente Versorgungssicherheit unserer Kunden und sind nicht «ausgeschossen», wenn ein Medikament nicht geliefert werden kann», so Lukas Korner. «Besonders während der Corona-Krise hat sich dieses System bestens bewährt. Wir haben mehr als den Jahresbedarf an zusätzlichem Schutzmaterial und Desinfektionsmittel bestellt. Jetzt müssen wir allerdings wieder nachbestellen.»

    (Bild: zVg) Dr. Sara und Lukas Korner-Wyss führen die Apotheke Gränichen (www.apotheke- graenichen.ch) seit neun Jahren mit viel Herzblut und Eigenmotivation.

    Gesundheitswesen aktiv mitgestalten
    Während das Apotheker-Paar und sein Team im März am Limit liefen, ist der Umsatz im April und Mai abgeflaut und hat sich mittlerweile wieder eingependelt. «Besonders gefragt war und ist immer noch der Heimlieferdienst. Rege genutzt wurden auch unsere digitalen Kanäle wie Rezepte via WhatsApp und Beratungen via Skype. Hier besteht auch für die Zukunft grosses Potenzial», ist das Unternehmerpaar überzeugt. Als grösste Herausforderung während Corona erachten sie tagtäglich den «Fahrplan für den Blindflug», festzulegen. Die beiden jungen Unternehmer bewegen sich mit ihrem KMU in einer dynamischen Branche, die bestimmt wird durch steigenden Anforderungen (strengere Dokumentationstransparenz), kritische Kunden, unabhängige Produktepreise, sowie dem Spannungsfeld mit den Versandapotheken. «Es ist wichtig, dass wir im Gesundheitswesen aktiv mitbestimmen können», betont Lukas Korner als Präsident des Aargauischen Apothekerverbandes. Als Delegierter von pharmaSuisse und Verwaltungsrat bei pharmactiv und der Springerbörse ist es ihm ein Anliegen, das Gesundheitswesen aktiv mitzugestalten.

    Nachwuchs aktiv fördern
    Eine grosse Herausforderung in der Branche ist der Fachkräftemangel. Dazu Sara Korner: «Kompetentes Personal ist rar und schwer zu finden. Das Apothekerstudium ist anspruchsvoll, ebenso wie die dreijährige Ausbildung zur Pharmaassistentin. Die unregelmässigen Arbeitszeiten sowie die dürftigen Aufstiegschancen dieses Berufes mindern seine Attraktivität.» Umso wichtiger ist es dem Apothekerpaar den Nachwuchs mit drei Lernenden aktiv zu fördern. Angefangen mit 11, beschäftigt die Apotheke Gränichen 25 Mitarbeitende. «Zentral ist, dass unsere Mitarbeitenden dort eingesetzt werden, wo ihre Stärken liegen, so dass sie mit viel Motivation und Herzblut arbeiten.» Das weitsichtige Unternehmerpaar hat noch einige innovative Ideen in der Schublade, die es in absehbarer Zeit realisieren will. Ganz nach dem Motto «Mit der Zeit gehen und niemals stehen bleiben» ist als nächstes Projekt ein grösserer Umbau geplant, um gut gerüstet mit dem Wandel der Gesundheitsbranche mitzuhalten.

    Corinne Remund


    Altes Apotheker-Handwerk wiederaufleben lassen

    Das junge Unternehmerpaar setzt im eigenen Herstellungslabor ihrer Apotheke in Gränichen verstärkt auf Eigenprodukte. Damit bewegt es sich am Puls der Zeit wie die Corona-Krise zeigt.

    (Bild: zVg) Die Apotheke Gränichen setzt verstärkt auf Eigenprodukte.

    Das grosszügige Herstellungslabor an der Bahnhofstrasse 5 gleich vis-à-vis der Apotheke ist das Reich der jungen «Hausherrin» Dr. Sara Korner. Hier führt sie eine alte Apotheker-Tradition weiter und stellt eigene Arzneien her. Ein Gebiet, dass der jungen Chefin besonders liegt, war doch Chemie und Pharmakologie ein zentraler Teil ihres Studiums. In ihrer Ausbildungszeit hat sie das fachgerechte Herstellen von Medikamenten von der Pike auf gelernt. «Dies ist auch der Hauptgrund, weshalb ich Pharmazeutik studiert und meine Doktorarbeit dem Thema der pharmazeutischen Analytik gewidmet habe. Das Herstellen von Arzneien fasziniert mich», erklärt die junge Apothekerin. Es ist unübersehbar wie viel Herzblut und Leidenschaft sie in dieses alte Handwerk steckt: «Alles begann mit einer Tablettiermaschine, die per Inserat zum Verkauf angeboten wurde. Ich besorgte mir dieses Schnäppchen.» Damit war für die jungen Firmeninhaber klar, dass sie mit einem eigenen Herstellungslabor ihre Geschäftsbereiche erweitern wollten.

    Um jedoch noch rationeller Arbeiten zu können, benötigten sie eine grosszügigere Raumaufteilung. Im Februar 2019 wurde das neue, moderne Herstellungslabor im Nebengebäude eröffnet und in Betrieb genommen. Das Parterre ist unterteilt in einen Herstellungs- und Pulverraum. Dort werden mit der Tablettiermaschine eigens formulierte Tabletten hergestellt. Zum Einsatz kommen aber auch Geräte zum Herstellen von Salben und Cremes sowie zum effizienten Mischen verschiedener Flüssigkeiten und Suspensionen. Trotzdem ist die Produktion kleiner Chargen und das Verpacken von Tabletten, Kapseln, Salben und Lösungen grösstenteils noch Handbreit.

    Mit IR-Analytik gemeinsam Ressourcen nutzen
    Im Keller befindet sich das übersichtliche Rohstofflager, wobei entzündliche und ätzende Stoffe in gesicherten Schränken aufbewahrt werden. Das Herz des Labors ist das Infrarotspektroskopiegerät. «Damit werden neue Rohstofflieferungen analysiert. Die Identitätsprüfung der einzelnen Stoffe ist gesetzlich vorgeschrieben, um Verwechslungen auszuschliessen. Der Ablauf ist einfach, unkompliziert, sicher und effizient», erklärt Sara Korner.» Die IR-Datenbank umfasst rund 27’000 Substanzen. Damit möchte das Apothekerpaar Synergien nutzen und auch andere Apotheken, Kleinlabors und interessierte Organisationen sollen davon profitieren können.

    Abgesehen von den strengen hygienischen Auflagen, die ein Labor zu erfüllen hat, ist die Produktion von Arzneimitteln zeitaufwändig. Zudem erfordert sie viel Know-how. Zu den Gränicher Hausspezialitäten gehören rund 25 Produkte: sie reichen von Arzneien gegen Erkältungskrankheiten, zur Bekämpfung von Hauterkrankungen bis zu Migräne-Mittel. Die rezeptfreien Produkte werden in der eigenen Apotheke verkauft. Werden sie vom Arzt verschrieben, übernimmt die Krankenkasse den gesetzlichen Kostenanteil. «Wir stellen auch vermehrt speziell auf den Patienten abgestimmte Zusammensetzungen her. Ein Grund mehr, weshalb individuelle oder im Handel nicht (mehr) erhältliche Medikamente eine gefragte Ergänzung zu industriell hergestellten Produkten sind», sagt Dr. Sara Korner.

    Investition in die Zukunft lohnt sich
    Die kostspielige Investition hat sich bereits gelohnt und ganz besonders während der Corona-Krise bewährt: «Nach wie vor stellen Medikamentenfirmen nicht alle benötigten Produkte her. Und altbewährte Arzneimittel werden in der Schweiz nicht mehr vertrieben, weil die Marge zu klein ist oder die regulatorischen Vorschriften ständig erhöht werden. Das hat uns bewogen, verstärkt auf Eigenprodukte und personifizierte Arzneien zu setzen», so das innovative Apothekerpaar.

    CR

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