Unterwegs im Lebensraum der Pioniere

    Die ehemalige Kiesabbaustelle Buchselhalde in Tegerfelden bietet für seltene Pflanzen und Tiere wertvollen Lebensraum. Für das menschliche Empfinden ist dieser teilweise karge und unstrukturierte Standort gewöhnungsbedürftig, die Pioniere von Flora und Fauna sind aber auf solche Flächen angewiesen.

    (Bild: Team FSKB, Bern) Schüler erstellen Steinstruktur

    Die Lebensräume für Pionierarten sind in der heutigen Landschaft rar. Vor gut 150 Jahre entstanden offene Flächen immer wieder entlang der unkorrigierten Flüsse. Nach jedem Hochwasser sah damals die Flusslandschaft anders aus. Ähnliche Bedingungen bieten in der heutigen Zeit Kiesgruben mit den folgenden Auffüllungen. Hier gestalten Maschinen die Landschaft immer wieder um, so dass Erstbesiedler neue offene Flächen finden. Dieser aktive Auffüllungsstandort gibt den Pionieren die nötigen Lebensräume, entsprechend hoch ist die Artenvielfalt an Tieren.

    (Bild: Team FSKB, Bern) Mit dem Bagger werden Tümpel angelegt

    Die Auffüllung bietet den wertvollen Lebensraum
    Das Areal der Birchmeier Kies + Deponie AG, Buchselhalde in Tegerfelden wird seit einigen Jahren mit unverschmutztem Aushub von umliegenden Baustellen aufgefüllt, um die Landschaft wieder herzustellen. Aktuell ist es ruhig auf dem Gelände, keine Baumaschinen sind vor Ort. Die Tier- und Pflanzenwelt kann problemlos in den vom Betreiber organisierten Rundgängen beobachtet werden.

    Im östlichen Teil des Areals, findet man eine Fläche mit unzähligen unterschiedlich grossen Weihern und Tümpel. Mit etwas Glück kann hier die seltene Kreuzkröte beobachtet werden. Diese Art liebt Gewässer ohne Vegetation sowie eine karge Umgebung. Jährlich wird im Winterhalbjahr der Lebensraum für diese spezielle Art mit Baumaschinen gepflegt. Dank diesen Einsätzen entwickelte sich an diesem Standort eine der grössten Kreuzkrötenpopulationen des Kantons Aargau.

    (Bild: © Noah Meier) Rufendes Kreuzkrötenmännchen

    Spaziert man entlang den Pisten, sind randlich sowie auf kargen offenen Flächen, je nach Saison, Blütenpflanzen wie das Rosmarin-Weidenröschen, die Kartäusernelke oder der Huflattich zu finden. Diese Arten haben sich spezialisiert mit wenig Wasser und Nährstoffe auszukommen und können mit ihren langen Wurzeln auf diesen Bodenverhältnissen wachsen. Die Blüten der Pflanzen ziehen Insekten wie Wildbienen an. Wer genau hinschaut, findet auf Kiesflächen die gut getarnte Blauflügelige Sandschrecke.

    Auf dem gesamten Areal lässt sich die Weisse Heideschnecke und die Kartäuserschnecke finden. An einigen Böschungen, die durch Schafe bewirtschaftet werden, kann sogar die seltene Quendelschnecke entdeckt werden. Auch diese Art liebt sandige offene Strukturen.

    Kleinstrukturen und Nisthilfen
    Im Rahmen des Tages der Insekten vom 19.09.2019 erstellten Schulklassen in der Auffüllung Buchselhalde Steinstrukturen und Asthaufen. Dieser Einsatz wurde durch Naturfachpersonen in enger Zusammenarbeit mit dem Betreiber durchgeführt.

    (Bild: © Cristina Boschi) Quendelschnecke

    In den grösseren Bäumen in den Randbereichen der Auffüllung, wurden zudem Nisthilfen für Fledermäuse, Hornissen und Vögel angebracht. Auch diese wurden am Tag der Insekten aufgestellt.

    Innerhalb der Auffüllung kann ein geschütteter Sandhaufen entdeckt werden. Dieser wurde als Versuch lanciert, um die seltenen Uferschwalben anzulocken. Die Schwalben haben den Standort leider bis jetzt nicht entdeckt, jedoch sind an der senkrecht abgestochenen Sandwand hunderte Löcher von Wildbienen zu finden.

    Unterhalt der Naturflächen
    Für die Pionierarten sind regelmässige Unterhaltseinsätze überlebenswichtig. Im Winter stellt deshalb die Birchmeier Kies + Deponie AG regelmässig einen Bagger in der Auffüllung zur Verfügung. Gewässer werden gepflegt und wo möglich neue erstellt. In der Umgebung der Tümpel entstehen durch den Baggereinsatz wieder offene Flächen. Wo nötig werden durch Abstossen der Vegetation weitere offene Flächen erstellt und der Sandhaufen wird für einen möglichen Besuch der Uferschwalben wieder hergerichtet. Diese Arbeiten werden immer durch Maschinisten des Betreibers umgesetzt und durch Naturfachpersonen begleitet. Aussagen wie folgende des Baggerführers zeigen die grosse Motivation: «Diese Arbeiten führe ich immer sehr gerne aus. Ich kann dabei meine gestalterischen Fähigkeiten mit dem Bagger zeigen und kreativ für die Natur sein.»

    Zu den Pflegemassnahmen im Sommerhalbjahr gehört das Reduzieren von invasiven gebietsfremden Pflanzen (Neophyten) sowie unerwünschten landwirtschaftlichen Problempflanzen. Am Standort Buchselhalde zeigt sich exemplarisch, wie Natur und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten.

    Beat Haller,
    Leiter Natur / Boden,
    Fachverband der Schweizerischen
    Kies- und Betonindustrie FSKB

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