«Wir suchen Fachkräfte in ganz Europa!»

    Die Temporärarbeit hat sich enorm entwickelt und nimmt einen bedeutenden Stellenwert in der Wirtschaft ein. Rund 350’000 Menschen arbeiten temporär und helfen so mit, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern. Lucio Parise, Geschäftsführer Excellent Personaldienstleistungen Lenzburg AG, über eine Branche die boomt und unsere Arbeitswelt stark prägt.

    (Bild: zVg) Lucio Parise, Geschäftsführer Excellent Personaldienstleistungen Lenzburg AG wünscht sich ein gesundes, etwas weniger hektisches Wachstum.

    Was sind die Dienstleistungen der Excellent Personaldienstleistungen Lenzburg AG?
    Lucio Parise: Hauptaugenmerk ist der Personalverleih für temporäre Einsätze in den Handwerker-Branchen wie Schreiner, Schlosser, Mechaniker, Dachdecker und Zimmermänner. Wir bieten auch in der Dauerstellen-Vermittlung mit oder ohne «Try & Hire» Möglichkeit. Ebenso gehören Kaderstellen auf Mandatsbasis und Payrolling / Outsourcing dazu.

    Was zeichnet Ihr Unternehmen aus respektive was ist Ihr Erfolgsrezept?
    Wir bei der Excellent haben ein Partnersystem und der Geschäftsführer ist mind. 50 Prozent beteiligt, ich bin also selbständiger Unternehmer – das garantiert Stabilität und Erfolg im Markt. In einem inhabergeführten Unternehmen sind unsere Entscheidungswege kurz und wir können schnell und flexibel auf Marktveränderungen reagieren. Durch seriöse und professionelle Arbeit hat sich die Excellent Personal seit 1992 am Markt etabliert und geniesst einen guten Ruf.

    Wer sind Ihre Kunden?
    Unsere Kunden sind Einzelunternehmungen und kleinere bis mittlere KMU, welche vor allem im handwerklichen- und/oder technischen Sektor tätig sind.

    In welchen Branchen ist Temporärarbeit besonders gefragt?
    Für Branchen mit hohen saisonalen Schwankungen und hohem Fachkräftebedarf sind flexible Arbeitsformen ein Muss. Die Temporärarbeit erhöht die Beweglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Viele Firmen können den steigenden Kosten- und Zeitdruck nur mit flexiblen Arbeitseinsätzen bewältigen. Heute arbeiten über 350’000 Menschen temporär – Tendenz steigend.

    Wie hat sich die Branche in den letzten Jahren entwickelt?
    Als ich vor 25 Jahren in die Personalvermittlung eingestiegen bin, war die Branche verpönt nur arbeitsfaule Arbeitnehmer und Nichtsnutze zu vermitteln, welche sowieso keinen festen Job suchen oder finden. Heute arbeiten auch hochqualifizierte und topmotivierte Arbeitnehmer temporär. Durch die Digitalisierung und Automatisierung hat sich auch das ganze Verständnis von Arbeit verändert. Man beobachtet immer mehr alternative Arbeitsmodelle, die vom traditionellen 5 Tage Woche-Modell abweichen.

    Seit der Pandemie haben sich die Bedürfnisse der Talente massiv verändert – Homeoffice ist nur ein Stichwort dazu. Wie geht die Temporärbranche mit diesen neuen Realitäten um?
    Durch diese schnelle Flexibilisierung während der Pandemie oder jetzt mit den Lieferfristen können wir gute Lösungen mit den verschiedenen temporären Arbeitsverhältnissen abdecken, sei es mit Teilzeit, Abend- und Nachtarbeit, befristete Einsatzverträge oder auch mit dem «On-Off» Payrollingverträgen.

    Die Schweiz ist ein Land der KMU: Welche Bedeutung hat die Temporärarbeit für kleine und mittlere Unternehmen bis zu 250 Mitarbeitende?
    Die Unternehmungen können flexibler auf Unvorhergesehenes reagieren wie beispielsweise bei Lieferverzögerungen oder Auftragsverschiebungen. Ebenso können KMU so bei den Personalkosten bei saisonalen Auftragsschwankungen massiv sparen. Verschobene Aufträge können trotzdem kurzfristig erledigt werden.

    Welche speziellen Bedürfnisse haben Unternehmen momentan?
    Mit Aufhebung der Corona-Massnahmen erwachte auch der Dienstleistungssektor zu neuem Leben. Schrittweise kehrt der private Konsum auf sein altes Niveau zurück und löst Personalbedarf aus. Viele Unternehmungen sehen sich mit einer ungewöhnlichen starken Auftragslage konfrontiert, aber zum Teil mit Materiallieferschwierigkeiten und fragen nach flexiblen Temporärmitarbeitern. Da Fachkräfte an allen Ecken und Enden fehlen, werden auch angelernte oder Hilfskräfte angefordert. Wir suchen Fachkräfte in ganz Europa für Projekteinsätze.

    Hoch qualifizierte Flexworker sind hoch im Kurs. Was versteht man darunter und wieso sind sie so gefragt?
    Das sind Arbeitnehmer, welche Flexibilität der Arbeitszeiten, des Arbeitsortes und des Arbeitsverhältnisses suchen – also Menschen, die flexibel arbeiten möchten. Diese Arbeitskräfte sind nur lose an einen Arbeitgeber gebunden oder verkaufen ihre Dienstleistungen direkt auf dem Arbeitsmarkt. Das hat es schon immer gegeben – neu ist aber, dass es nun immer mehr Funktionen und Branchen betrifft.

    In welchen Branchen sind hoch qualifizierte Flexworker hauptsächlich tätig?
    Wie gesagt es betrifft immer mehr Branchen, das kann ein erfahrender Solar-Monteur sein oder ein spezialisierter TIG Schweisser, welcher zeitlich befristet verfügbar ist. Um an solche Arbeitskräfte zu gelangen, muss ein Unternehmen schnell agieren und diese Flexibilitäten anbieten können.

    Gemessen an den Einsatzstunden wuchs das Temporärgeschäft im ersten Quartal 2022 um 21,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Was bedeutet diese gute Geschäftsentwicklung bei den Personaldienstleistern für die Gesamtwirtschaft?
    Diese gute Geschäftsentwicklung ist ein klares Wachstumssignal für die Gesamtwirtschaft. Zahlreiche Firmen waren im Laufe des 1. Quartals von Coronaausfällen betroffen. Temporär-Unternehmen halfen Betrieben mit kurzfristigen Temporäreinsätzen, ihre Dienstleistungen und Produkte ohne Unterbrüche weiter anzubieten. Der wirtschaftliche Aufschwung und die politische Unsicherheit zusammen mit den Materialliefer-Engpässen führen besonders im Temporärbereich zu einem hohen Wachstum.

    Die Schweiz leidet unter einem massiven Fachkräftemangel. Was kann Temporärarbeit zur Verbesserung der Lage beitragen?
    Damit die Wirtschaft stabil produzieren kann, müssen wir zur richtigen Zeit den bestmöglichen Mitarbeiter zur Stelle haben – das ist unsere Hauptaufgabe. Wir rekrutieren natürlich zuerst in der Schweiz, dann aber mit Einhaltung der Stellenmeldepflicht auch in ganz Europa. Dank unseren langjährigen Datenbanken haben wir gute Vorteile für die Unternehmen in der Rekrutierung. Zudem können wir die Temporärmitarbeiter mit dem Temptraining für praktisch alle Branchen bei der Weiterbildung unterstützen, damit sie den Grundanforderungen des Arbeitgebers gerecht werden.

    Was wünschen Sie sich für die Branche?
    Ich wünsche mir ein gesundes Wachstum, aber weniger hektisch, damit wir unsere Dienstleistungen mit etwas mehr Zeit in der Rekrutierung anbieten können und wieder mehr Zeit haben, unsere Kunden oder Mitarbeiter zu betreuen und auf dem Arbeitsmarkt persönlich zu begleiten.

    www.excellent.ch

    Interview: Corinne Remund

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